Gemeinsam mit einem großen multinationalen Technologieunternehmen testeten wir einfache Anpassungen im Gehalts-Reviewprozess, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Gehaltserhöhungen zu reduzieren. Die Ergebnisse zeigten, dass die Umverteilung von Budgets für Gehaltserhöhungen in Kombination mit klaren Entscheidungshilfen den Gender Pay Gap bei Gehaltserhöhungen beseitigte, ohne die Leistungsdifferenzierung zu beeinträchtigen.
Die Herausforderung
Trotz jahrzehntelanger Fortschritte verdienen Frauen weiterhin weniger als Männer, nicht nur beim Gehaltsniveau, sondern auch bei Gehaltserhöhungen. Traditionelle Maßnahmen wie Gesetze zur Gehaltstransparenz machen Unterschiede sichtbar, greifen jedoch nicht direkt in den Entscheidungsprozess ein. Das Unternehmen wollte untersuchen, wie Anpassungen im Gehalts-Reviewprozess aktiv mehr Lohngerechtigkeit fördern können, ohne die Diskretion einzuschränken.
Das Experiment
Wir entwickelten ein unternehmensweites, randomisiertes Feldexperiment mit Führungskräften im mittleren Management, um zu testen, ob geschlechtsneutrale Budgetumverteilungen und Entscheidungshilfen den Gender Pay Gap bei Gehaltserhöhungen schließen können.
Design: Randomized Controlled Trial (RCT), eingebettet in den jährlichen Gehalts-Reviewprozess.
Intervention: Geschlechtsneutrale Umverteilung der Budgets für Gehaltserhöhungen basierend auf der relativen Position der Mitarbeitenden innerhalb der Gehaltsbänder, kombiniert mit drei Stufen von Entscheidungshilfen für Manager*innen (nur Budget, Guidance Range, Guidance Value).
Stichprobe: 623 Führungskräfte im mittleren Management und 8.951 Mitarbeitende weltweit.
Zeitraum: Durchführung während des jährlichen Gehalts-Reviews 2020 des Unternehmens
Die Ergebnisse
Der Gender Pay Gap bei Gehaltserhöhungen verringerte sich in allen Experimentgruppen und wurde vollständig geschlossen, wenn Führungskräfte explizite Entscheidungshilfen erhielten. Diese Maßnahmen beeinträchtigten die leistungsorientierte Differenzierung nicht, wurden jedoch weniger positiv bewertet von Führungskräften, die durch die Umverteilung Budget verloren.
Der Beitrag
Die Studie zeigt, dass einfache, geschlechtsneutrale Änderungen in der Budgetzuweisung und gezielte Entscheidungshilfen die Lohngerechtigkeit deutlich verbessern können. Sie verdeutlicht, dass Ungleichheiten direkt innerhalb des Unternehmens adressiert werden können, ohne den Entscheidungsspielraum der Führungskräfte abzuschaffen oder sich ausschließlich auf Transparenzgesetze zu stützen. Für Organisationen bietet dies einen kostengünstigen und wirkungsvollen Ansatz, um Fairness zu fördern und gleichzeitig Motivation und Leistungsanreize zu erhalten.
Die Details
- Alftian J., Deversi N., Sliwka D. (2023). Closing the Gender Gap in Salary Increases: Evidence from a Field Experiment on Promoting Pay Equity. IZA Institute of Labor Economics, Discussion Paper Series, No. 16278. Link





