Wenn der Bonus zum Problem wird – Anwe­sen­heits­bo­nusse im Einzel­handel

Mone­täre Anreize werden häufig einge­setzt, um das Verhalten von Mitar­bei­tenden an den Zielen des Unter­neh­mens auszu­richten. Wir führten ein Feld­ex­pe­ri­ment in einer Einzel­han­dels­kette durch, um zu prüfen, ob ein Anwe­sen­heits­bonus die Fehl­zeiten der Beschäf­tigten redu­zieren kann.

Die Heraus­for­de­rung

Um Fehl­zeiten unter Auszu­bil­denden zu redu­zieren, zog eine große Einzel­han­dels­kette die Einfüh­rung eines Anwe­sen­heits­bonus in Betracht. Ziel war es, die Anwe­sen­heit der Mitar­bei­tenden durch mone­täre oder urlaubs­ba­sierte Anreize stärker an den betrieb­li­chen Bedarf anzu­passen.

Das Expe­ri­ment

Wir testeten in einem Feld­ex­pe­ri­ment, ob mone­täre oder urlaubs­ori­en­tierte Anwe­sen­heits­boni Fehl­zeiten unter Auszu­bil­denden im Einzel­handel redu­zieren können.

Design: Rando­mised Controlled Trial (RCT) mit zwei Inter­ven­ti­ons­gruppen und einer Kontroll­gruppe, sowie einer Vorher-/Nachher-Befra­gung
Inter­ven­tion: Mone­tärer Bonus vs. Urlaubs­bonus für Anwe­sen­heit vs. Control
Stich­probe: 346 Auszu­bil­dende in 232 Filialen
Zeit­raum: Rund 1 Jahr

Die Ergeb­nisse

Über­ra­schen­der­weise erhöhte der mone­täre Anwe­sen­heits­bonus die Fehl­zeiten um rund fünf Tage pro Mitar­bei­tenden und Jahr. Dieser kontra­pro­duk­tive Effekt entstand, weil der Bonus die intrin­si­sche Moti­va­tion der Mitar­bei­tenden zur Anwe­sen­heit bei der Arbeit schwächte und ihre Wahr­neh­mung verän­derte, was als akzep­ta­bles Verhalten gilt. Der Frei­zeit­bonus hatte keinen klaren Effekt, wurde jedoch besser ange­nommen.

Der Beitrag

Die Studie macht eine entschei­dende Erkenntnis deut­lich: Mone­täre Anwe­sen­heits­an­reize können soziale Normen unge­wollt unter­graben und nach hinten losgehen – beson­ders bei neuen Mitar­bei­tenden. Solche verän­derten Normen können lang­fristig bestehen bleiben und riskant für die Unter­neh­mens­kultur sein. Unser Part­ner­un­ter­nehmen entschied sich daher bewusst gegen die Einfüh­rung des Bonus und verhin­derte so eine mögliche Erosion von Anwe­sen­heits­normen in der Beleg­schaft. Die Ergeb­nisse helfen HR-Entscheidungsträger*innen, kurz­fris­tige Anreiz­ef­fekte gegen­über dauer­haften kultu­rellen Auswir­kungen abzu­wägen.

Die Details

  • Alfi­tian, J., Sliwka, D., & Vogel­sang, T. (2024). When bonuses back­fire: Evidence from the work­place. Manage­ment Science, 70(9), 6395–6414. Link
  • Article in Harvard Busi­ness Review: When Bonusses Back­fire Link

Leon­hard Grabe ist Dokto­rand und forscht in den Berei­chen Orga­ni­sa­ti­ons­öko­nomie, Manage­ment Accoun­ting und Perso­nal­ma­nage­ment. In seiner Arbeit verbindet er groß ange­legte Feld­ex­pe­ri­mente mit ange­wandter Theorie, um Kompe­tenzen, Führung und Verhalten am Arbeits­platz zu unter­su­chen.